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Helgoland – klein aber oho…

Schon damals, kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges machte eine kleine Insel von sich reden, als sie sich einer kompletten Zerstörung aufgrund ihrer militärisch ausgerüsteten Anlagen widersetzte. Die Versuche, sie mithilfe von Dynamit dem Meeresboden gleichzumachen, scheiterten und die Helgoländer bauten ihre Heimat wieder auf. Ob man sie nun geografisch als „einzige Hochseeinsel Deutschlands“ bezeichnet oder nicht, an Einzigartigkeit ist sie heute besonders für Ornithologen und ambitionierte Vogelfotografen kaum zu überbieten. Zu Zugzeiten bieten sich hier einmalige Möglichkeiten, nicht nur die heimischen Zugvögel zu beobachten. Auch den ein oder anderen, kleinen Irrläufer – wie die Wüstengrasmücke, der schon fast obligatorische Schwarzbrauenalbatros oder die unterschiedlichsten Laubsängerarten kann man hier mit etwas Glück hervorragend und ohne Mühe fotografieren.

Mich hat diese Insel vom ersten Besuch an fasziniert. Über die letzten Jahre reiste ich ein- bis zweimal im Jahr zu den Zugzeiten auf diese Insel. Den ganzen Tag mit der Kamera und dem Tele auf dem Arm unterwegs, suchte ich zu Beginn bevorzugt Winter- und Sommergoldhähnchen, die sich in grüßeren Trupps überall in Büschen und Bäumen aufhielten. Die dort allseits bekannten „Wiesen-Wintergoldhähnchen“ sind keine unbekannte, neue Art. Ich wollte unbedingt eines der Exemplare erwischen, die entgegen ihrer sonstiger Geflogenheiten, auf den Wiesen und Wegen nach Futter suchten. Gesehen habe ich sie, das gewünschte Beweisfoto muss aber noch auf sich warten lassen.

Aber auch alle Arten von Piepern, Kehlchen, Finken und besonders Steinschmätzer kann man hier zuverlässig finden und mit Glück recht entspannt ablichten. Ich bevorzuge die Herbstzugzeit, da sich zu diesem Zeitpunkt auch viele diesjährige Vögel auf den Weg in den Süden machen und diese sich meiner Erfahrung nach weniger scheu verhalten, als die adulten Vögel.

Ein weiterer Vorteil für uns Fotografen – für die erschöpften und rastenden Protagonisten wahrscheinlich weniger… – ist, dass die Vögel nach ihrem schon zurückgelegten Flug auf der Rast sehr erschöpft und nicht minder zerzaust auf den typischen roten Felsen Helgolands landen. Man sieht ihnen die lange Teiletappe ihrer großen Reise an. Und als ob es damit nicht genug Strapazen wären – auch die Greifvögel, wie Sumpfohreule, Sperber, Falken und Raubmöwen wissen um diese Gelegenheit, die entkräftigten Singvögel leicht zu erbeuten. Das ist der Gang der Natur, jeder will überleben. Nichtsdestotrotz hoffte ich bei meinen Inseltouren insgeheim auch darauf, dass, wenn ich den Vögeln angemessen „auf die Pelle rücke“, sich der lauernde Beutejäger vl. nicht so leicht herantraut. Diese menschliche Gefühlsregung schien mir als Beobachterin und „Fotojägerin“ doch legitim, zudem es meine mitunter aufkommenden Zweifel minderte, die Vögel bei ihrer Rast irgendwie zu stören.

In der Regel konzentrierten sich meine Motive jedoch aufs fressen, fressen und nochmal fressen. So landeten unzählige kleine Fliegen, die sich auf dem Tang der Sandstrände zu Millionen sammelten, ohne Unterlass in den gierigen Schnäbeln zahlreicher ausgehungerter Steinschätzer, Strand- und Wiesenpiepern. Auch zahlreiche Limikolen, wie Knutts, Sanderlinge, Goldregenpfeifer, Alpenstrandläufer und Steinwälzer profitierten von dieser Insektenflut. Wie immer auf dem Boden und mittendrin, bekam auch ich beim Fotografieren unfreiwillige Fleischhäppchen ab. Das nahm ich jedoch im Adrenalinrausch und der Vorfreude auf schöne Szenen und Bilder ergeben in Kauf. Mund zu,  Augen auf – und durch…

So sammelten sich regelmäßig zu bestimmten Zeiten zahlreiche Birder und Fotografen an den Stellen, wo der „Inselfunk“ seltene oder gar exotische Exemplare meldete. Ich beschränkte mich mit der Zeit darauf, diese eher zu meiden. Zu weniger frequentierten Tageszeiten suchte ich erneut nach ihnen, wenn die Mehrzahl der Besucher entweder zu Tisch saß oder noch in den Federn lag. So gelangen mir schöne Aufnahmen in entspannter und ruhiger Atmosphäre. Ich wartete einfach geduldig darauf, dass sich die Vögel freiwillig auf mich zu bewegten.

Die Tage dort vergingen im Flug und der Abreisetag kam immer viel zu früh. Bis zur lezten Sekunde hielt ich mich an den Hotspots auf, in der Hoffnung, doch noch das ein oder schöne Fotos zu erhaschen. Aber nicht nur der Vorrat an Speicherkarten ist begrenzt, die Fähre wartete nicht und der nächste Vogelzug kommt ganz sicher.

Ach ja – ich sollte vl. noch die vielen Tagesausflügler erwähnen, die die Insel an jedem Tag erreichen, um zollfrei Hochprozentiges, Tabak oder auch Markenartikel zu erwerben. Gerade mal 2-3 Stunden haben Sie Zeit, diese schöne Insel zu besuchen. Das kann natürlich auch ein triftiger Grund sein… – aber das Beste bekommt man in diesem kurzem Zeitraum wohl kam mit. Dazu gehört natürlich auch der Besuch der Sanddüne, wo sich das ganze Jahr über Kegelrobben und Seehunde aufhalten.  Während im Frühjahr und Sommer viele Tagesgäste zu den zahlreichen Basstölpeln an den Brutfelsen pilgern, gehört die Geburt der Kegelrobben im Winter zu einer weiteren Attraktion dieser wunderbaren Insel.

Es wird nie langweilig – auf  Helgoland. Wenn Sie sich ein paar Tage mehr Zeit nehmen, können Sie nach dem Ablegen der Fähren und dem Abschied der Tagestouristen wunderbar ruhige und einsame Abende auf den Klippen oder an den Stränden verbringen und den Sonnenuntergang genießen. Und wenn Sie diese Momente dann mit einem guten Tröpfchen verbinden, haben Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Stimmen der zahlreichen Vögel und die vielen Erlebnisse des Tages immer noch in den Ohren und vor Augen. Und das, Jahr für Jahr immer wieder neu. Wer es wie ich mag, sogar zwei- oder dreimal… Denn von Helgoland und seiner einzigartigen Vogelwelt kann man – zumindest als Vogelliebhaber*in – nie genug bekommen…

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat und Sie mehr über Helgoland und seine Vogelwelt sehen möchten, dann gelangen Sie hier direkt zur GALERIE „Helgoland„.

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